Seiichi Furuya. ERINNERUNG – KONTROLLE

Im Spannungsfeld von Biografie und Erinnerungsarbeit, Archiv und Veröffentlichung zeigt die Ausstellung zwei zentrale Werke von Seiichi Furuya: Die Fotoserie Staatsgrenze und das Bildarchiv Mémoires.

Staatsgrenze. Zwischen 1981 und 1983 bereist Furuya die Grenze von Österreich zu den sogenannten „Ostblockstaaten“ Tschechoslowakei, Ungarn und Jugoslawien. Auf den ersten Blick wirkt diese Grenze harmlos: „Sie ist sogar schön, romantisch, unauffällig. Aber gerade in dieser ruhigen Landschaft spürt man die stillen, traurigen Tatsachen noch stärker als dort“, stellt Furuya im Vergleich mit der Beton-Brutalität der Berliner Mauer fest. Die Texte – Zitate aus der Presse, aus Gesprächen mit Grenzbeamten und Anwohnern – mit denen er seine Fotografien ergänzt, verweisen auf Zwischenfälle und machen die eigentliche Gewalt der Staatsgrenze deutlich.

Mémoires. Nachdem Furuya 1973 von Japan nach Österreich übergesiedelt war und 1978 Christine Gössler geheiratet hatte, zieht er 1984 mit ihr und ihrem gemeinsamen Sohn in die DDR, um dort als Dolmetscher zu arbeiten. In beinahe täglicher Routine fotografiert er seine Frau, es entstehen zahlreiche Aufnahmen des familiären und urbanen Lebensumfeldes. Dieses Bildarchiv bekommt eine besondere Bedeutung, als Christine am 7. Oktober 1985, während der Feierlichkeiten zum 36. Jahrestag der Gründung der DDR, Selbstmord begeht. Zwischen 1989 und 2010 entstehen fünf Bücher, in denen Furuya die Ereignisse zu ergründen sucht, indem er die Aufnahmen immer wieder neu ordnet. Dieses Ordnungsverfahren, das zugleich ein wichtiges Zeitdokument hervorbringt, wird in parallel laufenden Diaprojektionen erfahrbar.

Das Buch als Endformat für die Präsentation seiner Fotografien spielt für Seiichi Furuya eine zentrale Rolle. In der Ausstellung werden die fünf Publikationen zu Mémoires präsentiert, sowie das Buch Staatsgrenze 1981-1983, das 2014 im Leipziger Spector Verlag erschienen ist.

Seiichi Furuya. ERINNERUNG – KONTROLLE ist ein Kooperationsprojekt mit dem Heidelberger Kunstverein und dem Kunsthaus Dresden, wo vom 1. April – 31. Mai 2015 die Ausstellung Seiichi Furuya – Was wir sehen. Dresden 1984 – 85 gezeigt wird.

 

In Kooperation mit

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Mit freundlicher Unterstützung von

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